Jede Menge prominenter Gratulanten, historische Fotos und ein Blick nach vorn durch Bürgermeister Ulrich Stücker: Der kleine Festakt zum 50. Jahrestag der Stadtwerdung war eine gelungene Würdigung des Jubiläums – unter Corona-Bedingungen.
Vor dem Einstieg in die eigentliche Tagesordnung der jüngsten Ratssitzung begrüßte Bürgermeister Ulrich Stücker Ratsmitglieder und Gäste zu der etwa halbstündigen Festlichkeit, darunter auch die ehemaligen Verwaltungschefs Dr. Dieter Fuchs und Werner Becker-Blonigen. Auf den Tag genau 50 Jahre nach der offiziellen Stadtwerdung Wiehls am 22. Juni 1971 gab’s zum Auftakt eines Videoreigens einen alten Nachrichtenfilm des WDR dazu. Anschließend standen mehrere Grußbotschaften politischer Prominenz an: wie in Corona-Zeiten üblich in Form von Video-Grüßen.
Als erster Gratulant erschien der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet auf der Leinwand. „Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, ist es gelungen, Wiehl mit viel Engagement und einem starken Gemeinschaftsgeist zu Ihrer Stadt und zu Ihrer Heimat zu machen“, sagte er und betonte die Wichtigkeit von Heimat in diesen Zeiten – auch für die vielen Flüchtlinge und Vertriebenen, die in der Vergangenheit nach Wiehl gekommen seien. Laschet beschrieb Heimat als einen Ort, der Geborgenheit gibt. „Wiehl ist ein solcher Ort“, so der Ministerpräsident.
NRW-Innenminister Herbert Reul blickte mit seinem Glückwunsch in die Geschichte der Stadtwerdung, auf den Zusammenschluss der Gemeinden Bielstein und Wiehl 1969. „Das war vielleicht auch bei Ihnen nicht von Anfang an eine Liebeshochzeit, sondern eher eine Vernunftehe, aber die halten ja häufig am längsten“, fand Reul. Die Verleihung der Stadtrechte sah er als eine Würdigung des erfolgreichen Zusammenschlusses.
Die Bauministerin des Landes NRW, Ina Scharrenbach, und CDU-Fraktionsvorsitzender Bodo Löttgen gratulierten als Duo. „Wiehl ist eine große Stadt im Kleinen“, sagte Ina Scharrenbach, die darauf hinwies, dass die Kommune seit 2017 rund elf Millionen Euro vom Land bekommen hat: „Damit Sie Ihre Ideen umsetzen können für die Zukunft in Wiehl und genauso in den einzelnen Ortsteilen.“ Bodo Löttgen schaute zurück auf die Zeit, als er mit zehn Jahren 1969 ans Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium gekommen war. Viele Verbindungen und Freundschaften seien geblieben. „All das ist ein gutes Stück Heimat für mich“, betonte er und nannte eine Menge positiver Eigenschaften, die auf Wiehl zuträfen. „Ich wünsche Ihnen ein glückliches Leben in einer auch in den nächsten 50 Jahren prosperierenden Stadt Wiehl“, so sein Schlusswort.
„Dass die Verleihung der Stadtrechte eine gute und richtige Entscheidung war, zeigt sich in der Entwicklung Wiehls in den vergangenen fünf Jahrzehnten.“
— Gisela Walsken
Die Kölner Regierungspräsidentin Gisela Walsken lobte die Weltoffenheit Wiehls, beispielhaft mit Blick auf die Integration der Siebenbürger Sachsen. „Dass die Verleihung der Stadtrechte eine gute und richtige Entscheidung war, zeigt sich in der Entwicklung Wiehls in den vergangenen fünf Jahrzehnten“, unterstrich sie. „Wiehl hat sich in dieser Zeit enorm gemacht“, fand auch Jochen Hagt, Landrat des Oberbergischen Kreises, in seinem Grußwort und konstatierte: „Wiehl ist zu einer der wichtigsten Kommunen im Oberbergischen geworden.“
Auf die Zeit der Stadtwerdung und die weitere Entwicklung blickte anschließend Dr. Dieter Fuchs zurück, Wiehler Stadtdirektor zwischen 1973 und 1979. „Liebe Stadt Wiehl“, formulierte er, „1971 warst du in einer Situation, die ganz schrecklich war.“ Fuchs spielte darauf an, dass Wiehl damals die ärmste Stadt in NRW war, unter Aufsicht des Landes-Innenministeriums stand und seine Vertreter oft in Düsseldorf „bitte bitte“ sagen mussten, um an Geld zu gelangen – letztlich mit Erfolg. „Du, liebe Stadt Wiehl, hast dich dieser Heraufstufung würdig erwiesen.“
Sein Nachfolger im Amt, Werner Becker-Blonigen, verband die Glückwünsche mit der Rückschau auf seine jahrzehntelange Amtszeit als Stadtdirektor und Bürgermeister und die Entwicklung „vom Aschenputtel zur Vorzeigestadt“. Für ihn lag die Initialzündung zum späteren Erfolg nicht im Jahr 1971, sondern 1980: „Damals kam dieser Schub in die Stadt: Die freiwillige Rückgabe der Anerkennung als Luftkurort erfolgte, weil die dort formulierten Auflagen der Entwicklung dieser Stadt starke Grenzen setzten.“ Es folgten Riesensprünge, und „nach und nach bekam die Stadt eine Kontur, die man heute als selbstverständlich ansieht“, sagte Becker-Blonigen.
Die Video-Glückwünsche ergänzte Bürgermeister Ulrich Stücker mit einer kurzen Rede. Vor allem richtete er den Blick nach vorn. Denn: „Die Entwicklung der Stadt Wiehl ist ein fortwährender Prozess, der nicht endet.“ Innovation und Mut seien nötig, um künftige Herausforderungen zu meistern, insbesondere den Klimaschutz. Dass die Wiehler Stadtgesellschaft sehr gut mit schwierigen Situationen umgehen kann, habe sich etwa in der Flüchtlingskrise gezeigt.
„Es muss unser Ziel sein, das beste für alle Bevölkerungsgruppen zu erreichen“, betonte der Bürgermeister. Den Wiehler Rat rief er dazu auf, eine offene Diskussionskultur zu pflegen und die gegenseitige Wertschätzung zu wahren: „Persönliche Verletzungen haben in diesem Gremium nichts verloren.“ – „Weltoffenheit, Respekt und Toleranz plus Innovationsbereitschaft“: Diese Eigenschaften nannte Ulrich Stücker als Säulen einer erfolgreichen Zukunft für Wiehl. Die Bürgerinnen und Bürger ermunterte er ausdrücklich, sich aktiv an der Entwicklung der Stadt zu beteiligen.